Photobiomodulation

Die Photobiomodulation  - der wissenschaftliche Ansatz und daneben die Empfehlung der Expertenkommissionen

Photobiomodulation – ein innovativer Ansatz zur Behandlung der trockenen altersbedingten Makuladegeneration (AMD)




Ein neuartiges therapeutisches Konzept, das aus der Forschung zu mitochondrialen Zellfunktionen hervorgegangen ist, rückt zunehmend in den Fokus: die Photobiomodulation.

Trotz großer Fortschritte in der Augenheilkunde – sowohl diagnostisch als auch therapeutisch – gibt es weiterhin Erkrankungen, deren Behandlung nur begrenzte Wirkung zeigt. Dazu zählt insbesondere die trockene Form der altersbedingten Makuladegeneration. Bei rund 85 % der Betroffenen entwickelt sich im Verlauf eine langsam zunehmende, meist beidseitige Verringerung der Sehschärfe, die bis hin zum Verlust des zentralen Sehens und zu unterschiedlich ausgeprägten Gesichtsfelddefekten führen kann.

In etwa 15 % der Fälle kommt es zur Umwandlung in die feuchte AMD. Hierbei wachsen neue Blutgefäße aus der Aderhaut unter die Netzhaut ein, was Veränderungen des retinalen Pigmentepithels, Flüssigkeitseinlagerungen und Blutungen verursachen kann. Diese Form der Erkrankung führt häufig innerhalb kurzer Zeit zu deutlichen Einbußen der Sehschärfe. Seit vielen Jahren stehen dafür Anti-VEGF-Injektionen zur Verfügung, die erfolgreich in das Krankheitsgeschehen eingreifen können.

Allerdings kann es im Verlauf dieser Therapie zu atrophischen Veränderungen des retinalen Pigmentepithels kommen, die wiederum zu bleibenden Sehverschlechterungen beitragen – einer Art sekundärer, trockener Makuladegeneration.

Mitochondrien als therapeutisches Ziel

Ein vielversprechender neuer Ansatz zur Behandlung der trockenen AMD entstand aus Erkenntnissen der Mitochondrienforschung. Diese Organellen fungieren als zentrale Energielieferanten der Zellen, indem sie Adenosintriphosphat (ATP) bereitstellen, und tragen zudem wesentlich zum Abbau freier Radikale bei. Werden mitochondriale Funktionen beeinträchtigt, beschleunigt sich der Alterungsprozess der Zelle – im Extremfall bis hin zum programmierten Zelltod.

Photobiomodulation im ophthalmologischen Bereich

Obwohl das Auge grundsätzlich gut für lichtbasierte Therapien geeignet ist, wurde das Potenzial der Photobiomodulation in der Ophthalmologie erst spät erkannt. Besondere Aufmerksamkeit erhielten tierexperimentelle Untersuchungen, die einen schützenden Einfluss von Photobiomodulation auf den Sehnerv nach Methanolvergiftung zeigten und damit das therapeutische Potenzial dieser Methode verdeutlichten.

Warum mehrere Wellenlängen?

Ausgehend von den experimentellen Erkenntnissen wurde ein Behandlungsprotokoll für die trockene AMD entwickelt, das verschiedene Wellenlängen des Lichts kombiniert. Präklinische Studien sowie die ersten klinischen Untersuchungen (TORPA I und II) führten zur Auswahl von drei spezifischen Spektralbereichen:

  • 590 nm: Verringerung der VEGF-Expression und Reduktion zellulärer Ablagerungen
  • 670 nm: Verbesserung der Sauerstoffbindung an die Cytochrom-c-Oxidase, gepaart mit entzündungshemmenden Effekten und Schutz vor Zelluntergang
  • 850 nm: Steigerung der zellulären Energieproduktion (ATP), zusätzliche antientzündliche Effekte sowie Förderung von Elektronentransferprozessen

Wissenschaftliche Ergebnisse auf einen Blick

Mit dieser Kombination an Wellenlängen wurde die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte LIGHT-SITE-I-Studie an 46 Augen mit trockener AMD durchgeführt. Die Teilnehmenden wiesen überwiegend Erkrankungsstadien der AREDS-Kategorien 1 bis 4 auf. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten wurden zwei Behandlungszyklen durchgeführt – der erste direkt zu Studienbeginn, der zweite sechs Monate später.

In der Behandlungsgruppe zeigte sich eine Verbesserung der Sehschärfe, ebenso nahm die Kontrastempfindlichkeit zu. Bei Teilnehmenden ohne foveale Atrophie kam es zu Zuwächsen von bis zu acht Buchstaben auf der ETDRS-Sehtafel. Gleichzeitig nahm das Drusenvolumen ab, während es in der Kontrollgruppe anstieg. Die positiven Studienergebnisse führten zu einer CE-Zertifizierung des verwendeten Geräts (Valeda) und dessen Zulassung zur Behandlung der trockenen AMD.

Inzwischen liegen mehrere hochwertige Publikationen vor, die die Wirksamkeit der Photobiomodulation weiter stützen.

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Photobiomodulation bei AMD


Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands. Stand 04.07.2025

 

Photobiomodulation for AMD

Statement of the German Society of Ophthalmology, the German Retina Society and the German Professional Association of Ophthalmologists. Status 4 July 2025

 

Autorinnen/Autoren

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Retinologische Gesellschaft e. V. (RG), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA)

 

Institute

1. Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, München, Deutschland

2. Retinologische Gesellschaft e. V., Freiburg, Deutschland

3. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V., Düsseldorf, Deutschland

 

Die sog. Photobiomodulation (PBM) basiert auf der Interaktion von Licht unterschiedlicher Wellenlänge mit zellulären Strukturen und molekularen Bestandteilen. Der Begriff Photobiomodulation ist nur vage definiert, als Synonym wird auch die Low-Level-Lasertherapie verwendet. Die PBM ist Gegenstand vieler Untersuchungen in der Medizin, um degenerative Prozesse zu verlangsamen oder aufzuhalten.

 

Durch eine Lichtstimulation aus dem gelben, roten und nahinfraroten Bereich (500–900 nm) werden photochemische Prozesse ausgelöst, die den zellulären Stoffwechsel verändern sollen. Der genaue Wirkmechanismus ist unklar.

 

Abgeleitet aus In-vitro-Studien werden eine Mitochondrienaktivierung und eine verbesserte metabolische Funktion postuliert. Weitere Hypothesen umfassen unter anderem antiinflammatorische, neuroprotektive und angiogene Effekte.

 

Europaweit ist das LumiThera Valeda Light Delivery System für die Behandlung zugelassen. In den USA besitzt es eine CE-Kennzeichnung, während es im Dezember 2024 eine FDA-Zulassung erhielt.

 

Die Behandlung umfasst insgesamt 9 Sitzungen innerhalb von 3 bis 5 Wochen. Bei jeder Sitzung werden beide Augen behandelt. Hierbei wird Licht der Wellenlängen 590 nm, 660 nm und 890 nm verwendet.

 

Zu den Studien, die zur FDA-Zulassung geführt haben, gibt es erhebliche Bedenken bezüglich Studiendesign, Fallzahl und Umgang mit den Daten. Insbesondere die heterogene Zusammensetzung der Studienpopulation in der LIGHTSITE III-Studie steht in der Kritik.

 

In der Behandlungsgruppe stieg die Sehschärfe in der Zulassungsstudie nach 13 Monaten um 5,4 Buchstaben, während in der Vergleichsgruppe der Anstieg 3,0 Buchstaben betrug.

 

Mehr Augen entwickelten jedoch Photobiomodulation eine makuläre Neovaskularisation als in der Kontrollgruppe (41,7 % vs. 25,0 %).

 

Angesichts der Datenlage sollte die Behandlung nur im Rahmen klinischer Studien durchgeführt werden.

 

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

Diese Leitlinie erscheint auch in der Zeitschrift Die Ophthalmologie, Springer Nature, Heidelberg.

 

Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

 

Literatur (Auszug)

Henzi C, Scacel DH. Photobiomodulation for non-exudative age-related macular degeneration. Cochrane Database Syst Rev 2021.

Kent KY, Lee KF, Chan HC et al. Multwavelength Photobiomodulation for Age-Related Macular Degeneration: A Systematic Review and Meta-Analysis. Ophthalmol Ther 2025.

Fuma S, Murase H, Kuse Y et al. Photobiomodulation with 670 nm light increased phagocytosis in human retinal pigment epithelial cells. Mol Vis 2015.

Amsler-Gitter-Test


Der Test funktioniert folgendermaßen: 


Ein Auge abdecken und mit dem anderen Auge den Punkt in der Mitte fixieren (normaler Leseabstand, 30-40 cm). Anschließend das andere Auge testen, ebenfalls „einäugig“, es wird also immer ein Auge abgedeckt und eines getestet.


Falls einer der folgenden Effekte auftritt:


  • der Punkt in der Mitte ist nicht zu sehen
  • „Löcher“ oder graue Schleier dunkle oder verschwommene Stellen
  • unterschiedlich große Kästchen
  • verbogene oder verzerrte Linien


sollten Sie nicht zögern, den Augenarzt aufzusuchen. 


Das gilt auch, wenn Sie Veränderungen beim Betrachten von Kachelfugen oder Fensterkreuzen wahrnehmen.


Hinweis:

Falls Sie normalerweise eine Lesebrille benutzen, müssen Sie diese auch für den Test aufsetzen!


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